Über die Autorin

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Pfarrerin Angelika Segl-Johannsen ist Kurpfarrerin in der Kur- und Rehaklinikseelsorge Bad Mergentheim

Kur- und Reha­klinik-Seelsorge

Das Telefon klingelt. Eine orthopädische Rehaklinik meldet sich wegen eines Termins für eine Patientin. Frau F. ist nur noch kurze Zeit da und erbittet dringend ein seelsorgliches Gespräch; es gäbe, wie man mir sagt, zwei Todesfälle in der Familie.

Die 50-jährige Patientin ist mit ihrer 12-jährigen Tochter zur Reha, seit einem halben Jahr ist sie berufsunfähig wegen verschiedener orthopädischer Probleme. Ein halbes Jahr zuvor war ihr Mann an Krebs verstorben, kurz vor Beginn der Rehamaßnahme ihr Vater, ebenfalls an Krebs.

Diese Situation ist typisch, oft raten besorgte Hausärzte ihren überlasteten und von einer langen Pflegezeit ausgelaugten Patient:innen zu einer Rehamaßnahme. Gelenk-, Kreuz- oder Schulterschmerzen sind meist vorhanden und oft schon operativ angegangen worden, ohne Wirkung. Als Seelsorgerin versuche ich die gesamte Lebens-Situation eines Menschen in den Blick zu nehmen, zu verstehen, zu sehen und zu würdigen, was jemand geleistet hat, zu trösten, wo möglich, einen Raum zu eröffnen, in dem jemand sich aussprechen kann.

Eine junge Frau war als Patientin in der Krebsklinik und erzählte im seelsorglichen Gespräch einen sie beunruhigenden Traum, den sie geträumt hatte ein Jahr zuvor, als die Diagnose Gebärmutterkrebs gestellt worden war. Sie sieht ihre Beerdigung, sieht sich selbst im Sarg liegen, angezogen mit einem roten Kleid. Und sie fragt: Bedeutet das, dass ich sterben muss? Nun ist das allerdings schon eine Weile her und der Verlauf ihrer Erkrankung gibt Anlass zu Hoffnung. Sprach sich in dem Traum also nur ihre Angst aus? Beim Gespräch über den Traum wird der Patientin klar: Tatsächlich ist etwas gestorben, nämlich ihr Traum, eine Familie zu gründen. Sie war noch nicht lange verheiratet, wollte Kinder haben, aber dies war nun durch die Operation nicht mehr möglich. Auch das rote Kleid im Traum könnte diese Deutung unterstützen. Träume, innere Bilder – wichtige Themen im seelsorglichen Gespräch.

Seit einigen Jahren nimmt ein neues Arbeitsfeld einen großen Raum meiner Arbeit ein, das Handauflegen als einer neuen Form von Gebet, Segen und Zuwendung zu Menschen. Ich habe dazu eine Studienarbeit geschrieben, die abrufbar ist unter www.segl.info.

Menschen fragen, wie sie ihren Glauben erfahren und erleben können, geben sich nicht mehr zufrieden mit auswendig gelernten Formeln. Erst recht, wenn eine Erkrankung eingetreten ist, geht es um die Frage: Wo spüre ich Gottes Kraft und Gegenwart? Dass Menschen Glaubenserfahrungen machen konnten durch das Handauflegen rührt mich zutiefst an.

Traditionellerweise gehört zur Arbeit der Kur- und Rehaseelsorge auch das Veranstaltungsangebot. Gottesdienste, Meditationen, Vorträge, Gesprächsrunden, musikalische Veranstaltungen mit Wort und Musik etc. gehören zum Reigen des Angebots. Diese Veranstaltungen finden in den Rehakliniken statt oder auch im Kurgebiet.

Sehr gut angenommen werden in der warmen Jahreszeit Veranstaltungen im Freien, zum Beispiel Treffen am Labyrinth im Kurpark mit Labyrinthbegehung und Meditation. Dieses Labyrinth ist vor einigen Jahren auf Initiative der Kur- und Rehaklinik-Seelsorge mit Hilfe von Spenden gebaut worden und steht nun als ein Angebot für persönliche Meditation und Begehung jederzeit zur Verfügung.

Die immer kürzere Verweildauer der Patienten in den Krankenhäusern führt dazu, dass Patienten in den Rehakliniken sind, die früher noch einige Zeit hätten im Krankenhaus bleiben dürfen. Die Arbeitsgebiete der Krankenhaus- und Rehaklinik-Seelsorge rücken also immer näher zusammen.

Allgemeine Informationen

In der Württembergischen Landeskirche gibt es derzeit nur noch an zwei Kurorten 100 % Stellen für Kur- und Reha-Klinikseelsorge, in Bad Mergentheim und in Bad Waldsee mit Bad Wurzach. An beiden Orten gehören mehrere Rehakliniken zum Dienstauftrag, in einem traditionellen Kurort wie Bad Mergentheim umfasst der Auftrag darüber hinaus auch noch den traditionellen Kurbetrieb, d.h. Ansprechpartner zu sein auch für Gäste, Kurlauber und Touristen. Teilaufträge im Reha-Bereich, oft in Kombination mit einer Gemeindepfarrstelle oder mit einem Auftrag im Akutkrankenhaus gibt es in Aulendorf, Bad Boll, Bad Buchau, Bad Herrenalb, Isny, Bad Saulgau, Schömberg, Bad Urach, und Bad Wildbad u. a. Eine allgemeine Homepage für alle gibt es nicht, Informationen lassen sich im Internet finden.

Kontakt und Informationen

Kur- und Rehaklinikseelsorge Bad Mergentheim

Pfarrerin Angelika Segl-Johannsen

Kurpfarramt

Panoramastraße 24
97980 Bad Mergentheim

Telefon: (07931) 477204

Mail: Angelika.Segl@elkw.de
Web: Kur- und Rehaklinikseelsorge Bad Mergentheim